• Rhythmusstörungen, Vorhofflimmern, Herzrasen. Was ist was?

    Als Rhythmusstörung bezeichnet man jede Abweichung vom normalen Herzschlag. Dabei unterscheidet man grundsätzlich einen zu langsamen von einem zu schnellen (Herzrasen) Puls. Zudem gehören auch Pulsaussetzer, Herzstolpern und unregelmässiger Puls zu den Rhythmusstörungen.

    Rhythmusstörungen werden von jedem Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Dieselbe Rhythmusstörung kann mit sehr starken Beschwerden verbunden sein (Herzklopfen bis zu Ohnmachtsanfällen) oder vollkommen ohne Beschwerden auftreten.

    Nicht jede Rhythmusstörung ist gefährlich, viele verursachen aber dennoch Beschwerden. Andererseits können Rhythmusstörungen mit gefährlichen Folgen (Hirnschlag, Herzschwäche und plötzlicher Herztod) einhergehen, so dass eine Abklärung und allenfalls Behandlung notwendig ist.

    Bei Unsicherheiten kontaktieren sie am besten ihren Hausarzt, welcher z.T. bereits mit einfachen Untersuchungen eine Ursache finden kann und dann die entsprechenden Schritte (von Aufklärung über Medikation bis hin zur Zuweisung in eine Spezialsprechstunde) veranlassen kann.

  • Wie kann ich wissen, ob mein Vorhofflimmern gefährlich ist?

    Wenn Sie wissen, das sie an einem Vorhofflimmern leiden (nachgewiesen durch eine Aufzeichnung der Rhythmusstörung im EKG) müssen zwei Faktoren überprüft werden, welche die Gefährlichkeit des Vorhofflimmerns ausmachen.

    1. Risiko einer Grinnselbildung und damit verbunden z.B. eines Schlaganfalls.
    2. Risiko einer Erschöpfung des Herzmuskels bei dauernd erhöhtem Puls.

    Das Risiko einer Gerinnselbildung ist bei fast allen Patienten erhöht, was eine Blutverdünnung notwendig macht. Damit kann das Risiko deutlich reduziert werden. Ob bei Ihnen ein hohes Risiko besteht können sie HIER nachsehen.

    Das Risiko einer Erschöpfung des Herzmuskels besteht dann, wenn der Puls über 24 Stunden im Durchschnitt über 100/min ist. Sollte ihr Puls in Ruhe bereits > 100/min betragen sind weitere Massnahmen in jedem Fall notwendig. Wenn Zweifel bestehen, wird ihr Hausarzt ein 24 Stunden EKG (Langzeitaufzeichnung des Herzryhthmus) veranlassen, um eine zu rasche Herzaktivität nicht zu verpassen.

    Bei guter medikamentöser Behandlung / Einstellung ihres Vorhofflimmerns ist diese Rhythmusstörung nicht gefährlich, kann aber weiterhin zu Beschwerden führen (vgl. hier).

    Chaotische elektrische Ströme im Herzen während Vorhofflimmern (Aufzeichnung direkt aus dem Herzen während eines Kathetereingriffs).

  • Ich habe Vorhofflimmern, merke aber nichts davon. Besteht trotzdem ein Risiko?

    Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung. Viele Menschen bemerken ihren Herzrhythmus und auch das Vorhofflimmern aber nicht. Sie haben trotzdem dieselben Risiken, wie Menschen die Beschwerden durch Vorhofflimmern haben. Durch das Vorhofflimmern besteht das Risiko einen Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel aus dem Herzen zu erleiden und das Risiko, dass das Herz durch das viel zu schnelle und unregelmässige Schlagen vorzeitig ermüdet und schwach wird.

    Weitere Angaben unter: Wie kann ich wissen, ob mein Vorhofflimmern gefährlich ist

  • Trotz vieler Medikamente gegen Rhythmusstörungen habe ich immer noch Beschwerden. Was kann ich machen? Gibt es andere Möglichkeiten?

    Vorhofflimmern ist eine Rhythmusstörung, welche oft unbemerkt vorkommt. Auf der anderen Seite kann Vorhofflimmern mit vielen z.T. unangenehmen Beschwerden einhergehen. Diese reichen von vereinzelt verspürten unregelmässigen Herzschlägen über Atemnot und Leistungeinschränkungen bis hin zu Ohnmachtsanfällen.

    In einem ersten Schritt wird versucht, die Rhythmusstörung mit Medikamenten zu kontrollieren. Dies gelingt bei einem grossen Teil der Patienten. Dadurch wird allerdings das Vorhhofflimmern selber nicht behandelt, so dass weiterhin Medikamente zur Verhinderung von Folgeschäden (Blutverdünner und Herzfrequenzkontrolle) eingenommen werden müssen.

    Sollten die Beschwerden trotz einer Behandlung mit Medikamenten weiter bestehen, stellt heutzutage die Katheterablation des Vorhofflimmerns die Therapie der Wahl dar. Mit dieser Methode kann in erfahrenen Zentren bei der Mehrheit der Patienten die Rhythmusstörung behandelt werden.

    Die Katheterablation ist ein Eingriff, bei welchem von der Leiste her eine oder mehrere Sonden ins Herzen eingeführt werden und dort die Störsender, welche die Rhythmusstörung auslösen, ausgeschaltet werden (mit Hitze oder Kälte).

    Dreidimensionale Rekonstruktion des linken Vorhofes mit Ablationspunkten während eines Eingriffs

  • Ich bemerke Pulsaussetzer. Was soll ich tun?

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  • Ich bin kurz bewusstlos gewesen. Was muss ich tun?

    Kurze Ohnmachtsanfälle zusammen mit einem völligen Erschlaffen der Muskulatur können durch eine vorübergehende Blutleere im Hirn verursacht werden. Man nennt diese Anfälle Synkopen. Sie können durch eine, eher harmlose, überschiessende Reaktion des vegetativen Nervensystems oder auch durch eine ernsthaftere Erkrankung des Herzens hervorgerufen werden.

    Synkopen müssen abgeklärt werden, wenn sie neu auftreten, zu Verletzungen führen, bei Menschen mit bekannten Herzerkrankungen oder wenn die Synkope ohne Vorwarnung auftritt.
    Harmlosere Synkopen kündigen sich häufig kurz an durch Uebelkeit, Schwindel und Unwohlsein bevor man kurz das Bewusstsein verliert. Menschen, die sonst gesund und gut leistungsfähig sind und die seit der Jugendzeit immer wieder ohnmächtig werden, insbesondere bei emotionalen Situationen und wenn sie zu wenig getrunken haben, leiden wahrscheinlich an vasovagalen Synkopen, die meistens harmlos sind.

    Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) und Belastungstest (Fahrrad oder Laufbandergometrie) helfen zur Beurteilung, ob eine Synkope gefährlich ist oder nicht. Manchmal und je nach Häufigkeit der Ereignisse kann auch ein Langzeit-EKG durchgeführt werden. Es gibt Geräte, die während 24-48h Stunden jeden Herzschlag registrieren und solche, die über eine Woche oder länger, die gefährlichen Ereignisse aufzeichnen. Bestimmte Geräte (Reveal) kann man in einer kleinen Operation unter der Haut einpflanzen, wo sie dann 2-3 Jahre lang den Herzrhythmus untersuchen. 

  • Mir ist immer wieder kurz schwindlig. Was muss abgeklärt werden?

    Schwindel kann viele Ursachen haben. Neben dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr, der Koordinationsfähigkeit und der Funktion von gewissen Anteilen des Gehirns, kommen auch Durchblutungsstörungen des Hirns durch eine Verengung von Arterien oder durch ein Herzproblem in Frage.

    Kann das Herz nicht genügend Blut ins Hirn pumpen, kommt es zu Schwindel und kurz darauf zur Ohnmacht. In Frage kommt zum Beispiel ein zu langsamer Puls (Bradykardie) oder eine Pause der Herzaktivität, aber auch ein zu schneller Puls (Tachykardie).

    Je nach bekannten Vorerkrankungen müssen weitere Abklärungen des Herzens durchgeführt werden. In Frage kommt sicher das Langzeit-EKG, um Rhythmusstörungen während der Schwindelepisoden zu erkennen oder auszuschliessen. Ihr Hausarzt kennt Ihre Situation am besten und kann sie in dieser Frage beraten.

  • Meine Herzfrequenz sinkt nicht mehr nach dem Sport. Was ist los?

    Ausdauersportler haben häufiger als unsportliche gleichaltrige Mitmenschen Rhythmusstörungen. Sie spüren dann oft einen sehr schnellen und unregelmässigen Puls über Minuten oder Stunden. Oft werden diese Episoden durch den Sport ausgelöst und führen während dem Sport oder auch danach zu stark störenden Symptomen. Die häufigste Ursache ist Vorhofflimmern, das durch eine Überlastung der Vorhöfe ausgelöst wird. Die elektrischen Signale in den Vorhöfe sind chaotisch und viel zu schnell, was durch eine schnelle und unregelmässige Überleitung ins Herz zu einer Verschlechterung der Pumpfunktion und der Leistungsfähigkeit führt. 

  • Brauche ich eine Blutverdünnung?

    Eine Blutverdünnung ist nur bei Vorhofflimmern und Vorhofflattern notwendig. Bei diesen zwei Rhythmusstörungen kommt es zu derart schnellen elektrischen Aktivitäten in den Vorkammern, dass sich diese gar nicht mehr zusammenziehen können. Dadurch kommt es einerseits zum Stocken des Blutes und andererseits zu einer Reizung des Muskels (ähnlich einem Muskelkater). Dies führt zu vermehrter Gerinnselbildung. Im schlimmsten Fall kann dies z.B. einen Schlaganfall zur Folge haben.

    Um dies zu verhindern muss das Blut verdünnt werden. Es gibt nur seltene Ausnahmen, in welchen keine Blutverdünnung nötig ist. Heute kann das Risiko einer Gerinnselbildung und eines Schlaganfalls bei Vorhofflimmern aufgrund einfacher Angaben des Patienten relativ genau berechnet werden. Mittels dem sogenannten CHA2DS2 -Vasc Score können sie ihr Risiko berechnen. Bei mehr als 1 Punkt muss das Blut verdünnt werden, bitte kontaktieren sie hierfür ihren Hausarzt. 

  • Sind die neuen Antikoagulantien besser als die alten?

    Neben den seit langem bekannten Medikamenten Sintrom und Marcoumar gibt es nun vier neue Medikamente zur Antikoagulation. Die neuen (Xarelto, Eliquis, Lixiana und Pradaxa) sind ebenso wirksam wie Marcoumar mit dem Vorteil, dass eine fixe Dosis ein- oder zweimal pro Tag geschluckt wird ohne die regelmässigen Kontrollen des Quick-Wertes und den anschliessenden Therapieanpassungen. Zudem führen die neuen Medikamenten zu weniger ernsthaften Blutungskomplikationen. 

  • Ich habe von Blutverdünnern gehört, bei welchen keine Quickkontrolle nötig ist. Sind diese nicht zu schwach um mich vor Gerinnselbildungen zu schützen?

    Die neuste Generation von Blutverdünnern wirkt derart konstant, dass keine Kontrollen der Blutgerinnung nötig sind. Blutverdünner, welche eine Kontrolle des Quickwertes benötigen, sind Vitamin K abhängige Medikamente, und somit stark durch die Nahrung beeinflusst. Dennoch haben auch diese sogenannten Vitamin K Antagonisten eine ausgezeichnete und gut belegte Wirksamkeit.

    Die neueren Blutverdünner zeigen in Studien an vielen zehntausenden Patienten eine genausogute Wirksamkeit, bei möglicherweise weniger Blutungskomplikationen. Allerdings ist anzumerken, dass diese neuen Blutverdünner nur bei bestimmten Krankheitsbildern (z.B. Vorhofflimmern) als Therapie in Frage kommen.

    Muss bei Vorhofflimmern eine Blutverdünnung eingeführt werden, empfehlen die aktuellen Richtlinien ein Verwenden der neuen Blutverdünner. Eine bestehende, gut eingestellte Blutverdünnung mit einem Vitamin K Antagonisten braucht jedoch nicht umgestellt zu werden.

  • Gibt es Unterschiede zwischen den Medikamenten zur Blutverdünnung?

    Zur Blutverdünnung gibt es verschiedene Medikamente. Medikamente zur Antikoagulation hemmen die Blutgerinnung und sind bei gefährdeten Patienten die wichtigste Therapie beim Vorhofflimmern. Medikamente zur Hemmung der Funktion der Blutplättchen wie z.Bsp Aspirin werden häufig zur Therapie von Herzerkrankungen eingesetzt, jedoch haben sie nur eine kleine Bedeutung bei Vorhofflimmern.

  • Ist eine Blutverdünnung gefährlich?

    Ja. Jede wirksame Therapie hat auch Nebenwirkungen. Bei der Blutverdünnung kann es zu vermehrt Blutungen kommen, welche z.T. sogar lebensbedrohlich sein können. Solche Komplikationen treffen bei rund ein bis zwei von hundert behandelten Patienten auf.

    Aus diesem Grunde wird eine Blutverdünnung nur eingesetzt, wenn das Risiko von Gerinnselbildungen und Schlaganfällen höher ist, als das Risiko einer Blutung (vgl. CHA2DS2-Vasc Score).